Die Begriffe Fruktosemalabsorption und Fruktoseintoleranz werden fälschlicherweise oft synonym verwendet.
Tatsächlich handelt es sich dabei aber um verschiedene Stoffwechselstörungen.
Die Fruktosemalabsorption ist eine Art der Lebensmittelunverträglichkeit. Dabei kann der Körper Fruchtzucker
aufgrund eines gestörten Transportsystems im Dünndarm nicht adäquat aufnehmen. In der Folge kommt es zu
Verdauungsproblemen wie Blähungen oder Durchfall.
Nicht zu verwechseln ist die Fruktosemalabsorption mit der potenziell lebensbedrohlichen hereditären
Fruktoseintoleranz, einer erblichen Störung des Fruchtzuckerstoffwechsels.
Da es unmittelbar nach dem Verzehr fruktosehaltiger Lebensmittel zu einer Malabsorption und damit einer
Reaktion kommt, treten die typischen Symptome meist zwischen 30 und 90 Minuten nach der Mahlzeit auf.
Leider kann es auch zu verzögerten Reaktionen kommen, die bis zu 24 Stunden nach der Fruktoseaufnahme
auftreten.
In diesem Fall muss man besonders aufmerksam sein, da es die Diagnosestellung erschweren kann.
Außerdem zeigen sich Symptome von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Es kann vorkommen, dass man sich
an einem Tag problemlos fruktosehaltig ernähren kann und am nächsten von den entsprechenden Symptomen
geplagt wird.
Deshalb ist es umso wichtiger zu wissen, wenn etwas mit dem Körper nicht stimmt, um die Diagnose
einfacher zu gestalten.
Hier ist eine Liste mit den kurzzeitigen Symptomen:
Blähungen (manchmal mit entsprechenden meist unangenehm riechenden Darmgasen)
Übelkeit
Völlegefühl
Erbrechen
Breiiger Stuhl bis hin zu Durchfall
Verstopfung
Bauchschmerzen und/oder Krämpfe
Des Weiteren kann es auch zu folgenden diffusen Symptomen kommen:
Kopfschmerzen
Reflux
Müdigkeit
Abgeschlagenheit
Schlafprobleme
Schwindel
Fruktose ist vor allem in Früchten und im Honig enthalten und kommt in Spuren in den meisten Pflanzen vor.
Früchte weisen durchschnittlich ein bis sieben Prozent an dem Einfachzucker auf.
Einen besonders hohen Gehalt an Fruktose haben Äpfel, Birnen, Weintrauben und Trockenobst.
Reife Früchte bestehen aus mehr Fruchtzucker als unreife, da mit der Reifung fruchteigener Zucker (Saccharose)
zunehmend in Fruktose und Glucose gespalten wird.
Fruktose kommt sowohl in freier Form als auch in folgenden Verbindungen vor:
Haushaltszucker: Gemisch aus Fruktose und Glucose
Inulin: Kohlenhydrat, das aus Fruktose aufgebaut ist
Sorbit: chemischer Abkömmling der Glucose, der im Körper in Fruktose umgewandelt wird
Honig: Gemisch aus Fruktose und Glucose
Invertzucker: Gemisch aus Fruktose und Glucose
Getränke: Obstsäfte, Limonaden, Fertig-Eistee, Softdrinks
Süßwaren/Süßungsmittel: Agavendicksaft, Marmelade, Gelee, Speiseeis,
Sonstige: Müsli, Müsli-/Energieriegel, Fruchtjoghurt
Bei der Fruktoseintoleranz ist es sehr wichtig die Krankheitsgeschichte und die damit verbundenen Symptome
ausführlich dem Arzt zu berichten.
Besteht der Verdacht, wird ein Wasserstoff-Methan-Atemtest (H2 Atemtest) veranlasst. Eindeutig wird die Diagnose,
wenn nach einer angewandten Therapie und der dazugehörigen Ernährungsumstellung eine
Besserung der Symptome vorliegt.
Blut- oder Stuhluntersuchungen können den H2-Atemtest nicht ersetzen. Atemtests haben generell den Vorteil,
dass sie sicher und bei allen Patienten – auch bei Kindern – durchgeführt werden können.
Bei Patienten mit hereditärer Fruktoseintoleranz darf der Test hingegen keinesfalls angewendet
werden, da er starke Zuckerentgleisungen und komatöse Zustände hervorrufen kann.
Da man inzwischen mehr über die Verwertungsstörung weiß und der H2-Atemtest zur Verfügung steht,
ist eine sichere Diagnose heute einfacher zu stellen.
Leider kommt es in der Praxis aber immer wieder zu falschen Ergebnissen beim Wasserstoff-Atemtest.
Denn es fehlt an klaren Standardisierungen zur Durchführung.
Dabei haben sowohl die Dosierung der Testlösungen als auch Durchführung und Auswertung des Tests
einen erheblichen Einfluss auf das Ergebnis. So gibt es einen Spielraum für die Dosierung der Testlösung
von 25-50 Gramm Fruktose.
Wenn aber mit 50 Gramm getestet wird, was in der Praxis leider häufig vorkommt, würde selbst bei gesunden
Testpersonen in rund 60 Prozent der Fälle fälschlicherweise eine Malabsorption diagnostiziert werden.
(Eine Zusammenfassung des überaus geschätzten Dr. U. Strunz):
"Es geht hier um Durchfall nach Apfelsaft, es geht um Blähungen und Bauchkrämpfen nach Obstsalat und Müsliriegel.
Der gemeinsame Feind: Fruktose. Fruchtzucker. Etwas völlig Harmloses und dem Körper Altbekanntes.
Sollte man meinen. Denn schließlich kommt Fruktose ja in allem Obst vor.
Seltsamerweise vertragen inzwischen 40% von Ihnen Fruchtzucker immer schlechter.
Wie gesagt: Blähungen und Bauchkrämpfe.
Habe ich vor 40 Jahren, vor 30 Jahren zu Beginn meiner Praxis von Ihnen praktisch nie gehört. Und jetzt täglich.
Weshalb?
Bis vor wenigen Jahren haben Sie mit Früchten (und Honig) so etwa 20 g Fruktose gegessen. Höchstens.
Haben Sie vertragen.
Etwa ab 25 g kommt es beim jedem Zehnten zu Aufnahmeengpässen. Wird die Fruktosemenge auf 50 g gesteigert,
können dies 60% der Gesunden nicht mehr aufnehmen. Und die Hälfte davon bekommt Blähungen.
Jetzt kommt's: Aus der USA wissen wir, dass die durchschnittliche Fruktosemenge derzeit 80 g pro Tag beträgt.
Krankhaft viel.
Fruktose kann über den sogenannten GLUT 5-Transporter nicht mehr rasch genug im Dünndarm aufgenommen werden.
Gelangt in den Dickdarm, wird dort durch Bakterien zersetzt zu Gasen. An denen leiden Sie.
Verstärkt übrigens wird Ihr Leiden durch Sorbit. Sorbit hemmt zusätzlich die Fruktoseaufnahme im Dünndarm.
Sorbit kommt vor in Birne, Pflaume, Aprikose, dann aber auch in den meisten "zuckerfreien" Süßigkeiten.
Kennen Sie von speziellen Kaugummis.
Fazit: Uns geht's zu gut. Unsere Vorfahren jedenfalls hatten meines Wissens ziemlich selten Bananen, Kiwi, Mango,
also Obst rund um die Uhr das ganze Jahr zur Verfügung. Oder?"